John Warnock, Mitgründer von Adobe, hat mit seiner Technologie die Grafikwelt revolutioniert. Sein Erbe umfasst das PostScript, den LaserWriter und das Portable Document Format. Sein Tod erinnert uns daran, dass wir auf den Schultern von Visionären stehen.
Ohne John Warnock wäre vieles anders gekommen.
1982 hatte er mit seinem Geschäftspartner Chuck Geschke ein kleines Softwareunternehmen gegründet. Zwei Jahre später kam ihr erstes Produkt auf den Markt: eine Technologie, mit der Computergrafiken mathematisch beschrieben und ohne Qualitätsverlust in jede Grösse skaliert werden konnten.
Was zum Gähnen klingen mag, begeisterte einen anderen jungen Firmengründer und liess ihn die Technologie 1985 in einen Laserdrucker integrieren. Die Grafikwelt vergoss Freudentränen: Zum ersten Mal war es möglich, Grafiken und Schriften gestochen scharf auszudrucken!
Die beiden Firmen, Adobe von John Warnock und Chuck Geschke und Apple von Steve Jobs, hatten mit PostScript und dem LaserWriter einen Tsunami losgetreten: das Desktop Publishing. Zum Erfolg trug eine Software bei, die Warnock – inspiriert durch seine als Grafikerin arbeitende Frau Marva – zum Zeichnen von Vektorgrafiken entwickelt hatte und die 1987 in der Version 1.0 erschien: Adobe Illustrator.
1991 initiierte John Warnock das Projekt «Camelot», aus dem das Portable Document Format hervorging. PDF, heute so selbstverständlich wie die vier Elemente, revolutionierte das Austauschen und Drucken digitaler Dokumente.
Adobe wuchs und wucherte in vier Jahrzehnten zu einem Giganten, der nach dem Rückzug von Warnock und Geschke aus dem operativen Geschäft gesichtslos wurde und viele Sympathien einbüsste.
Am letzten Samstag, 19. August 2023 ist John Warnock im Alter von 82 Jahren gestorben. Sein Tod lässt mich an die Anfangsjahre von Adobe und an eine Zeit denken, in der der technologische Fortschritt langsamer und überschaubarer war. Aus heutiger Sicht bescheidene Errungenschaften, wie etwa das Zeichnen eines Vektorpfades mit Ankerpunkten und Anfassern, sorgten für Staunen und Begeisterung.
Das kindliche Staunen ist heute einem Zustand von Stress und Überforderung gewichen. Die Entwicklungen überschlagen sich und rauben den Atem.
Vergessen wir bei allem Übermut über technische Errungenschaften und Selbstverständlichkeiten nicht, dass wir auf den Schultern von Visionären wie John Warnock stehen, ohne die vieles anders gekommen wäre oder kommen würde.